Bjorn
Nun schaut doch nicht so! Ja, das Leben als Kaufmann ist gefahrvoll. Überall lungern Angelsachsen herum und da sollte ein freier Mann auf seine Habe achten.
Aber ich vergesse meine Manieren: mein Name ist Bjorn, Sohn des Guntar. Ich bin Kaufmann aus Jorvik.
Meine Lebensgeschichte wollt Ihr hören? Nun, die ist schnell erzählt, aber wohl das eine oder andere Lied wert.
Ich wurde vor 30 Wintern, die Zimmermanns- Jünger zählten das Jahr 845, auf dem Hof meiner Eltern Guntar Eriksson und Herdis Gunnarsdottir bei Moosgard, das liegt in dem Land, das Ihr Dänemark nennt, geboren. Ich bin als zweiter von drei Söhnen geboren. Schon kurz nach meiner Geburt arrangierten meine Eltern die Verbindung mit Solveijk, der Tochter der reichen Bauersfrau Freya Svensdottir, deren Hof in unserer Nachbarschaft lag.
Wir haben dann auch, ich behalte Eure Zählweise mal bei, 862 geheiratet und ein hübsches Fleckchen Land zum Leben erhalten.
Nur wenige Winter nacheinander sollte ich beide Eltern verlieren. Meine Mutter verstarb 861 bei einer Fehlgeburt und mein Vater verunglückte bei der Arbeit im Wald 865.
In der Heimat hielt mich nichts mehr und zu erben gab es für mich ohnehin nichts. So verkaufte ich mein Land an meine Schwiegermutter und machte mich mit meinem jüngeren Bruder Leif auf, um mich dem „Großen Heer“ anzuschließen, welches sich auf den Weg nach England machte. Mein Weib ließ ich indes bei ihrer Mutter zurück.
866 trieben wir auf unserem Zug über die grüne Insel die Angelsachsen vor uns her und so mancher durfte sich frühzeitig zu seinen Ahnen gesellen. Als wir eines Tages eine große Stadt nahmen, fiel mein Bruder Leif. Mir schien es ein Zeichen zu sein und die Stadt hatte eine gute Lage für Geschäfte. So begrub ich meinen Bruder und ließ mich nieder. Als Beute und Lohn fiel für mich ein gutes Stück Land ab und so einiges, was ich zu Geld für ein kleines Schiff machen konnte. Ich holte alsbald mein Weib nach, damit sie mit mir das Land bewirtschaften sollte.
Aber das bäuerliche Leben reizte mich schon lange nicht mehr und so fuhr ich mit einer kleinen Mannschaft zur See. Aus der Stadt, welche wir 866 erobert hatten, ist durch uns Nordleute ein Handelsplatz geworden und so zog auch ich meinen Nutzen daraus. Ich handelte mit der alten Heimat, Jorvik und den Stämmen im Norden Englands, sie nennen sich Skoten, oder so. Ich machte so manches Pfund an Silber. Statt einzukaufen machten wir auch den einen oder anderen Strandhögg, Ihr würdet jetzt bestimmt wieder von Raub und Mord reden. Ein größeres Schiff ward bald mein Eigen und auch die Mannschaft wurde größer.
873 ergab sich dann die Gelegenheit nach Byzanz zu reisen und wir nahmen den Weg auf uns.
Reich beladen kehrten wir im letzten Jahr zurück. Doch das Glück ist nie Lange mein Begleiter gewesen und so sank mein Schiff im Sturm. Olaf Henningsson, ein unscheinbarer, aber tüchtiger junger Bursche, zog mich aus dem tosenden Meer. Aus Dank machte ich ihn zu meinem Bruder und so trotzen wir den Widrigkeiten des Lebens gemeinsam.
Und so stehe ich nun vor Euch: ich habe noch das kleine Schiff, meinen Hof und mein Weib, das ihn führt. Ich handle wieder mit den Skoten und der alten Heimat und bin ein angesehener Mann.
Leider laufen die Geschäfte dieser Tage nicht so gut und überdies ist Olaf zum Verräter geworden.
So, jetzt packt Euch! Meine Waren laden sich nicht von selbst ab.